Das steckt hinter dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz
In der Energiewende ging es in Deutschland viele Jahre vor allem um den Ausbau regenerativer Energien, wie Windkraft, Photovoltaik und Biogas, zumindest wenn man seinen Blick auf die geflossenen Fördermittel richtet. Dabei spielte die Effizienz der eingesetzten Technik zumeist keine Rolle, Hauptsache sie war CO2neutral. Dies mag auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, doch wenn die Energiewende bezahlbar sein und nicht weite Landstriche okkupieren soll, muss sie auch effizient sein. Dies hat die Bundesregierung jetzt erkannt und legte den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) auf. „Die sauberste und günstigste Energie ist die, die gar nicht verbraucht wird“, verkündet Bundeswirtschaftsminister Gabriel bei der Vorstellung von NAPE im Parlament. Was meint er damit?
Effizienter Verbrauch
Wenn ein Heizkörper heiß ist und ein anderer nur lauwarm bleibt, ist es ein Zeichen, dass im hydraulischen System ein Fehler steckt. Vielleicht ist es eine defekte Pumpe, vielleicht Kalk. Wer seine Technik regelmäßig warten lässt, erzeugt weniger CO2 für den gleichen Komfort. Auch das richtige Lüftungsverhalten und der Einsatz von Elektrogeräten mit hoher Effizienzwertung können helfen Energie zu sparen.
Effiziente Erzeugung
Was ist für eine schnelle Umsetzung der Energiewende effizienter? Erdgas verbrennen, um Strom und Wärme zu erzeugen oder dafür die Sonne nutzen? Intuitiv denkt jeder bei Solarkraft an saubere Energie, doch ist sie vergleichsweise teuer und bei den wenigen Sonnenstunden in Deutschland zudem ineffizient. Dr. Ulrich Fahl vom Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) rechnet vor, dass man mit 611 Euro, über Photovoltaik eine Tonne CO2 einzusparen kann oder aber fast 18 Tonnen CO2 durch Erdgas-Kraft-Wärme-Kopplung und verweist so auf Fehlsteuerungen in der Energiewende.
Ziel der Bundesregierung
Im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz bündelt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) alle Programme, Initiativen und Fördermittel des Bundes rund um das Thema Energieeffizienz für alle Zielgruppen, unabhängig ob Privatpersonen, Unternehmen oder öffentliche Hand. Ziel soll es sein, dem Verbraucher einen Wegweiser durch Dschungel an Einzelmaßnahmen und deren Anbietern durch verschiedene öffentliche Anbieter, sei es die Kreditanstalt für Wiederaufbau (kfw), das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu bieten. Hierzu wurden diese auf der Internetplattform machts-effizient.de gesammelt und beim BMWi eine kostenfreie Effizienzhotline unter der Rufnummer 0800 0115000 eingerichtet. Eine Medienkampagne unter dem Claim „Deutschland macht’s effizient“, soll Aufmerksamkeit für diese zentralen Anlaufplattformen liefern, um die Kampagne zum Erfolg zu führen.
Für Sie getestet
Im Test der Redaktion fiel das Angebot leider durch. Die Internetplattform ist ein schwer navigierbares Stückwerk an wenig Sachdienlichem, vielen Worthülsen und Verweisen auf andere Anbieter, ohne konkret zu informieren, welche Fördermaßnahme oder wer einem bei seinem Anliegen konkret weiterhelfen kann.
Auch die Hotline kann in mehreren Testanrufen leider nicht überzeugen. Auf den ersten Blick erscheint eine kostenlose 0800er-Vorwahl serviceorientiert, jedoch ist diese, in der 94 Prozent aller Haushalte ein Handy, aber nur 82 Prozent ein Festnetz besitzen, nur aus dem Festnetz erreichbar in einer Zeit. Auch an der Schulung der Mitarbeiter mangelt es. Auf die Fragestellung, welche Förderprogramme und Ansprechpartner bei der energetischen Sanierung einer Immobilie einschlägig seien, teilte ein Berater unter anderem mit, dass, sofern der Brennstoff im Haus nicht regenerativ sei, also Pellets, Solar, Biogas, nur Förderprogramme über die kfw in Frage kämen, jedoch keine Förderung durch das BAFA. Dies ist jedoch schlichtweg falsch, da für Kraft-Wärme-Kopplung mit Erdgas als Effizienzmaßnahme seitens des BAFA sowohl ein Investitionszuschuss als auch ein Zuschlag für den erzeugten Strom gezahlt werden. Auch weitere Fragen an Hotline-Mitarbeiter belegten, dass der Anrufer nicht von zertifizierten Energieberatern, sondern von Infotelefonisten betreut wird, die nur rudimentären Einblick in Fragestellungen der Energieeffizenz haben.
Zudem informiert das Programm NAPE nur über Effizienzprogramme des Bundes und hat keine Daten über Maßnahmen von Ländern und Kommunen. Als zentrale Anlaufstelle für Effizienzanfragen bleibt die Plattform somit vieles schuldig.
Das Fazit
Die Förderprogramme des Bundes werden nicht besser oder schlechter durch NAPE, auch der Zugang wird nicht wirklich vereinfacht, über andere Effizienzprogramme der öffentlichen Hand wird garnicht erst informiert.
Statt eine übersichtliche und zugleich umfassende Onlineplattform zu schaffen, und eine Hotline auf der Energieberater und nicht Laien über Effizienzthemen und -programme aller föderalen Strukturen informieren, wurde für viel Geld eine weitestgehend inhaltslose Marketingkampagne aus dem Boden gestampft. Auch der bürokratische Aufwand beim Zugang zu und der Beantragung von Förderprogrammen wurde nicht gesenkt.
Unser Tipp: Wenn Sie sich wirklich informieren wollen, beispielsweise über Energieeffizienz am Bau und bei der Sanierung: Die kfw beteiligt sich, bei der Beauftragung eines kfw-gelisteten Energieberater mit der Hälfte der Kosten bis maximal 4.000 €.
Sprechen Sie mit einem Fachmann. Verschwenden Sie keine Energie auf der Webseite oder in der Hotline. Energieeffizienz ist das Gegenteil von Energieverschwendung und Kostenineffizienz, wie der Wirtschaftsminister richtig erkannt hat. Nur bei der Umsetzung der Erkenntnis hapert es offenbar noch.
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